Über die Pfadfinderbewegung

BildDie Pfadfinderbewegung ist mit etwa 57 Millionen Kindern und Jugendlichen im Jahr 2022 eine der weltgrößten Jugendbewegungen. Die Mitglieder der 1907 durch Robert Baden-Powell gegründeten Bewegung stammen aus 217 Ländern. Im Jahr 2016 gab es nur in Andorra, Nordkorea, der Volksrepublik China, Kuba und Laos keine Pfadfinder. Mit den sogenannten Altpfadfindern - Erwachsene, die durch das Versprechen ihr Leben lang Pfadfinder bleiben -, gibt es heute rund 100 Millionen Mitglieder auf der ganzen Welt. Seit der Gründung 1907 wurden rund 500 Millionen Erwachsene und junge Menschen Teil der Bewegung.

Unter ihnen sind auch viele prominente Persönlichkeiten. Viele US-Präsidenten 20. und 21. Jahrhunderts waren Pfadfinder (u.a. Franklin D. Roosevelt, John. F. Kennedy, George W. Bush). Und auch der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (im Amt von 2007-2016) oder der deutsche Physiker Werner Heisenberg, der 1932 den Nobelpreis erhielt, waren Pfadfinder. Weitere Persönlichkeiten sind etwa Stefan Raab oder die Sängerin P!nk. Zur Bruderschaft der Pfadfinder gehören auch fast alle amerikanischen Astronauten. Neil Armstrong beispielsweise betrat am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond - und hatte unter seinem Weltraumanzug ein Abzeichen des Pfadfinderweltverbandes, eine weiße Lilie auf violettem Untergrund, bei sich.

Neben dem Pfadfinderweltverband WOSM (World Organization of the Scout Movement), der 1920 gegründet wurde, gibt es den Weltpfadfinderinnenverband WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts). Das Zeichen der seit 1910 bestehenden WAGGS ist ein gelbes Kleeblatt auf blauem Untergrund. Beide Verbände bilden die internationalen Dachverbände der Pfadfinderbewegung.

Es gibt Dinge in der Pfadfinderbewegung, die sich trotz Landesgrenzen und Gegenden nicht voneinander unterschieden.
Dazu gehört die Kluft (regional auch Tracht genannt). Sie besteht aus einem Hemd und dem Halstuch. Mit den verschiedenen Farben des Halstuchs wird die Zugehörigkeit zu der jeweiligen (Alters- oder Landes-) Gruppe gezeigt.

Neben der Kluft gibt es in der Pfadfinderbewegung die landesunabhängige Pfadfindermethode. Sie beschreibt Ziele und Prinzipien der Pfadfinderbewegung. Das Ziel der Pfadfinderbewegung ist es:

„zur Entwicklung junger Menschen beizutragen, damit sie ihre vollen körperlichen, intellektuellen, sozialen und geistigen Fähigkeiten als Persönlichkeiten, als verantwortungsbewusste Bürger und als Mitglieder ihrer örtlichen, nationalen und internationalen Gemeinschaft einsetzen können.“ - Robert Baden-Powell

Neben der Pfadfindermethode gibt es drei allgemeine Prinzipien:

  • die Pflicht gegenüber Gott,
  • die Pflicht gegenüber Dritten und
  • die Pflicht gegenüber sich selbst.

Um das Ziel verfolgen und die drei Prinzipien erfüllen zu können, bendient sich die Pfadfinderei vier Elementen: den Pfadfindergesetzen mit dem Pfadfinderversprechen, dem Learning by Doing, der Bildung kleiner Gruppen sowie einem fortschreitenden und attraktiven Programm verschiedenartiger Aktivitäten.

Bei den Pfadfindergesetzen und dem Pfadfinderversprechen handelt es sich um grundlegende Werte und Verhaltenregeln, die Pfadfinder*innen1 beherzigen sollten. Die Gesetze lauten (in verkürzter Form):
 

  1. Ein Pfadfinder ist ehrlich.
  2. Der Pfadfinder ist treu.
  3. Der Pfadfinder ist hilfsbereit.
  4. Der Pfadfinder ist Freund aller Menschen und Bruder aller Pfadfinder.
  5. Pfadfinder ist höflich.
  6. Der Pfadfinder schützt Pflanzen und Tiere.
  7. Der Pfadfinder ist gehorsam.
  8. Der Pfadfinder lacht und ist fröhlich.
  9. Der Pfadfinder ist fleißig und sparsam.
  10. Der Pfadfinder ist rein in Gedanken, Wort und Tat.

"Learning by Doing" (Handeln durch Tun): Kinder und Jugendliche lernen durch praktische Tätigkeiten und sammeln dabei Erfahrungen.

Bildung kleiner Gruppen: In Kleingruppen, den Sippen, mit jeweils etwa 15 Kindern, lernen die Teilnehmer frühzeitig Verantwortung zu übernehemen und selbstständig zu handeln.

Das fortschreitende Programm verschiedenartiger Aktivitäten bewirkt dabei eine stufenweise, auf bereits erworbenen Erfahrungen aufbauende, Erweiterung des jeweiligen Horizonts und eine langfristige Bindung an die jeweilige Gruppe. Zu den Aktivitäten können Spiele, der Erwerb sinnvoller Fertigkeiten und der Dienst im Gemeinwesen gehören. Die Aktionen finden meist in engem Kontakt mit Natur und Umwelt statt und sollen die Interessen der Teilnehmer berücksichtigen.

Diese allgemeinen Festlegungen zur Pfadfindermethode werden im Alltag der Sippen und Mitarbeiter durch verschiedene Dinge umgesetzt, zum Beispiel durch:

  • regelmäßige Sippenstunden in festen Sippen, gemeinsame Kleidung (Kluft, siehe oben)
  • Zeltlager, Fahrten und internationale Begegnungen (z.B. Pfingst-, Gau-, Landes- und Bundeslager, Jamboree, Roverway, Moot)
  • frühzeitige Übernahme von Verantwortung (beispielsweise als Sippenführer, Materialwart, Stammesvorsitz) und gleichberechtigte Teilnahme aller in Entscheidungsprozessen
  • und damit einhergehend die freiwillige Selbstverpflichtung durch das Pfadfinderversprechen
  • Einübung von Pfadfindertechniken (z.B. Knotentechnik), Basteln und Werken
  • musisch-kulturelle Aktivitäten wie gemeinsames Singen
  • Naturerlebnis in Spielen und Erkundungen, Kennenlernen von ökologischen Zusammenhängen
  • gesellschaftliches Engagement (beispielsweise durch Spendenaktionen wie die Christbaumsammlung).

Pfadfinden in Deutschland

In Deutschland gibt es etwa 260.000 Pfadfinder*innen in schätzungsweise 140 Verbänden. Dabei reicht die Verbandsgröße von einigen wenigen Personen bis hin zu mehreren 10.000 Mitgliedern. Die Verbände DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, ca. 95.000 Mitglieder), VCP (Verband Christlicher Pfadfinder*innen, ca. 47.000 Mitglieder), BdP (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, ca. 30.000 Mitglieder) und PSG (Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg, ca. 10.000 Mitglieder) bilden gemeinsam den Ring deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp). Seit dem 28. November 2018 ist der 2010 gegründete Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD) ebenfalls Mitglied im rdp.

Zusätzlich gibt es auf Bundesebene noch den Verband deutscher Altpfadfindergilden e. V. (VDAPG), in dem ein Teil der deutschen Altpfadfinder organisiert ist. Er wurde im Oktober 1961 gegründet und 1978 in die internationale Dachorganisation ISGF (International Scout and Guide Fellowship) aufgenommen. Dabei ist der VDAPG frei zugänglich für Altpfadfinder aus allen Verbänden. Der ISGF zählt etwa 80.000 Mitglieder weltweit.

Zum Weiterlesen:

Pfadfinderei in Deutschland

http://www.pfadfinden-in-deutschland.de (Internetseite des Rings deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände rdp)
http://www.vcp.de (Webseite des VCP)
http://www.wuerttemberg.vcp.de (Webseite des VCP in Württemberg)
http://www.pfadfinden.de(Webseite des BDP)
http://www.dpsg.de (Webseite der DPSG)
http://www.pfadfinderinnen.de (Webseite der PSG)
http://www.moslemische-pfadfinder.de (Webseite des BMPPD)
https://www.scout-o-wiki.de (Wissenssammlung über die Pfadfinderei)
http://www.scoutnet.de (Wissenswetes zu Knoten, Verbänden, Lagerplätzen)
http://www.vdapg.de (Webseite des VDAPG)

International:

https://www.scout.org (Webseite des Weltverbandes WOSM, englisch)
https://www.wagggs.org (Webseite des Weltverbandes WAGGGS, englisch)
http://www.isgf.org (Webseite des Weltaltpfadfinderverbandes ISGF, englisch)

Quellen:

https://www.scout.org/scout-movement
https://de.wikipedia.org/wiki/Pfadfinder
https://www.scout-o-wiki.de/index.php?title=Pfadfindergesetz
https://www.scout-o-wiki.de/index.php?title=Pfadfinderbewegung
http://www.vdapg.de/willkommen-beim-vdapg-dem-verband-deutscher-altpfadfindergilden/der-vdapg-stellt-sich-vor/

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1 Zum Zeitpunkt der Formulierung waren "Scouts" nur männliche Pfadfinder. Entsprechend wird bei der wörtlichen Übersetzung die Form "Pfadfinder" genutzt, meint aber heute alle Pfadfinder*innen.